Über das Bullet Journaling wurde und wird viel geschrieben, online wie gedruckt. Ein Buch vom Erfinder des Bullet Journals himself, Ryder Carroll, nimmt dabei allerdings einen ganz besonderen Stellenwert ein. Auf das Ende 2018 erschienene Buch Die Bullet Journal-Methode* war ich daher ebenso gespannt wie viele andere BuJo-Fans.
Das findest du hier:
Die Aufmachung
Als erstes fällt das aufwändig gestaltete Cover auf, dessen geprägte goldene Linien etwas Hypnotisches haben (scroll mal das Foto etwas hoch und runter!). Der Blitz im Bullet Journal-Logo erinnert ja ein bisschen an AC/DC, finde ich. 😀
Gleich zwei Lesebändchen helfen, wichtige Stellen innerhalb der rund 330 Seiten schnell wiederzufinden.
Im Innenteil setzt sich die ansprechende Gestaltung fort: immer wieder sind einige Teile authentisch im Stil eines Bullet Journals gestaltet, so etwa das Inhaltsverzeichnis.
Etliche Illustrationen, Zitate und eine gelungene Typographie lockern den Fließtext auf und machen das Lesen zum Vergnügen.
Dabei hilft auch der lockere Schreibstil, wie er typisch ist für amerikanische Ratgeber. Wobei Ryder Carroll übrigens in Wien aufwuchs, fließend Deutsch spricht und erst zum Studium in die USA ging.
Worum geht es – und worum nicht?
Das Bullet Journaling besticht ja gerade durch seine Einfachheit. Daher war ich etwas skeptisch, wie eine an sich schnell erklärte Idee über 300 Seiten füllen soll.
Ryder Carroll löst dieses Dilemma elegant auf zwei Arten:
- Er schildert nicht nur seine eigene Geschichte, sondern auch zahlreiche „Fallbeispiele“ aus der BuJo-Community und lässt andere berichten, wie ihnen das Bullet Journal bei ihren speziellen Herausforderungen geholfen hat. Das finde ich sehr spannend – ich mag solche persönlichen Erfahrungsberichte einfach.
- Anstatt beim Wie? aufzuhören und nur zu erklären, wie das Rapid Logging und die einzelnen Module funktionieren, geht er einen Schritt weiter und schreibt ausführlich über das Warum? – Was läuft auf der psychologischen Ebene ab, wenn wir ein Bullet Journal führen, und warum hat das einen so positiven Effekt?
Als Minimalist hat Ryder Carroll mit aufwendigen Layouts im Bullet Journal nichts am Hut. Daher geht es hier definitiv nicht um das hübsche Gestalten von Notizbüchern.
Vielmehr stellt Die Bullet Journal-Methode eine Mischung aus Lebensratgeber, Philosophie und praktischer Anleitung für ein bestimmtes Organisationssystem dar, ähnlich wie etwa Getting Things Done.
Der Untertitel fasst diesen ganzheitlichen Ansatz ganz gut zusammen:
Verstehe deine Vergangenheit,
ordne deine Gegenwart,
gestalte deine Zukunft
Man merkt, dass Ryder Carroll das Bullet Journal nicht im stillen Kämmerlein entwickelt hat, sondern bereits bestehende Techniken kennt und zu einem in sich stimmigen System vereint hat.
Hinter der Bullet Journal-Methode steckt viel, was sich im Projekt- und Selbstmanagement bewährt hat. Aus der agilen Softwareentwicklung hat Ryder Carroll beispielsweise das Konzept der Sprints übernommen, die große Projekte auf überschaubare Etappenziele herunterbrechen. Auch Achtsamkeit, Selbstreflexion oder Dankbarkeit sind beleibe keine neuen Erfindungen.
Was das Bullet Journaling auszeichnet: dass sich hier all diese Konzepte stimmig zusammenfügen. Wie genau das funktioniert, schildert das Buch sehr anschaulich und praxisnah.
Wie hat mir das Buch gefallen?
Im Großen und Ganzen habe ich Die Bullet Journal-Methode sehr gern gelesen. Inhaltlich konnte ich nicht mehr viel Neues mitnehmen, aber allein schon den erfrischenden Schreibstil fand ich motivierend und inspirierend.
Zu Beginn des Buchs berichtet Ryder Carroll, wie er überhaupt auf die Idee für das Bullet Journal kam: er ist von ADS betroffen und hatte große Probleme damit, sich zu fokussieren und Dinge erledigt zu bekommen. Deswegen entwickelte er über die Jahre notgedrungen ein Organisationssystem, um seine Gedanken zu ordnen. Später wurden Bekannte auf dieses ungewöhnliche Notizbuch aufmerksam, wollten mehr darüber erfahren und so ging die Methode auf einmal viral und wurde weltweit bekannt.
Ich hätte mir mehr Details über diesen jahrelangen Entstehungsprozess gewünscht – etwa, welche Ansätze nicht funktioniert haben und warum nicht. Das finde ich fast noch aufschlussreicher als eine Schilderung dessen, was sich bewährt hat.
Was mich etwas genervt hat, ist so ziemlich allen Lebensratgebern gemein: sie gehen von einem Leser aus, der bislang nichts auf die Kette bekommt und nun dank der vorgestellten Methode endlich erfolgreich werden soll.
Das kündigt schon der Klappentext an:
Werden Sie Pilot in Ihrem Leben und bleiben Sie nicht länger Passagier.
Das hat immer so etwas Guru-mäßiges, finde ich. 😶
[pin src=“https://notizbuchmagie.de/wp-content/uploads/2019/08/rezension-bullet-journal-methode-ryder-carroll-notizbuchmagie-pinterest.jpg“ alt=“Rezension: Die Bullet Journal-Methode von Ryder Carroll“]
Für wen eignet sich das Buch?
Wenn du dich als Einsteiger mit dem Bullet Journaling noch gar nicht auskennst, erhältst du hier eine sehr solide Basis. Du lernst die wichtigsten Elemente kennen und verstehst, wieso sie genau so konzipiert wurden. Gerade wenn du bei neuen Thematiken lieber ein Buch von A bis Z liest als lauter einzelne Artikel online, erleichtert dir das den Einstieg.
Als fortgeschrittenerer BuJo-Nutzer weißt du natürlich schon, was ein Daily Log ist und was ein Monthly Log. Aber vielleicht ist dir das Zusammenspiel der unterschiedlichen Module (die Ryder Carroll übrigens Collections nennt) noch nicht ganz klar. Oder du fragst dich, warum es dir streckenweise schwer fällt, am Ball zu bleiben – da wirst du beim Lesen sicherlich einige Aha-Momente haben.
Für alte Hasen bringt Die Bullet Journal-Methode tatsächlich nicht mehr so viel Neues mit. Hier sind dann vor allem die Erfahrungsberichte anderer interessant sowie die ganzen Konzepte hinter dem Bullet Journaling – das Formulieren konkreter Ziele, Selbstreflexion, Zeitmanagement und so weiter.
Vor allem, wenn du dich damit privat oder beruflich noch nicht befasst hast, liefert dir Ryder Carroll hier eine gut erklärte geballte Ladung Wissen.
Daher kann ich dir Die Bullet Journal-Methode auf jeden Fall eindeutig empfehlen. 🙂
Pingback: Die besten Geschenkideen rund um Stift & Papier | Notizbuchmagie
Pingback: Jahresrückblick: danke, 2019! | Notizbuchmagie